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Eines langen Tages Reise in die Nacht

Eugene O´Neill

Ein Tag einer Familie in den Vereinigten Staaten Amerikas im Jahre 1912: der Vater, ein Schauspieler, seine Frau und die Söhne Jamie und Edmund. Die Familie leidet unter dem unvorstellbaren Geiz des Vaters, dem selbst seine nächsten Angehörigen zum Opfer fallen. Die drei Männer sind Alkoholiker, die Mutter Morphinistin, ihre gemeinsame Welt eine Hölle, in der alle voneinander abhängig sind, ein Entkommen scheint unmöglich. O'Neills Stück ist stark autobiografisch, er notiert die Erfahrungen seiner Kindheit und Jugend und beschreibt eine Realität, die von Rausch und Gewalt bestimmt ist. Und dennoch vermag er auch die bittere Komik dieser Situation anzudeuten, die der Tragik des Geschehens entspringt. Nichts, meinte Beckett, sei komischer als das Unglück.

Informationen

Ort

Theater an der Ruhr
Akazienallee 61
45478 Mülheim an der Ruhr

Besetzung

Team

Stimmen

Jana Schindler, Allgäuer Zeitung, 2016

"Grandios die Umsetzung des mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Stücks über eine Familie, die Elend, Alkohol und Drogen unheilvoll zusammengeschweißt haben. Die Bilder, die Ciulli und das großartige Schauspielquartett hier geschaffen haben, sind unvergänglich."

Andreas Rossmann, FAZ, 2014 

"Die Mülheimer Inszenierung von Roberto Ciulli dünnt den Text aus und entwickelt atmosphärisch starke, zwischen Tag und Traum schwebende Bilder, die das Drama, seiner Äußerlichkeiten entkleidet, zum Gleichnis der gescheiterten Existenz verdichten. Wie Simone Thoma als Mary Tyrone eine exaltierte Erhabenheit und irrelevante Zerbrechlichkeit an den Tag legt, lässt die Aufführung eine flirrende Energie ausstrahlen. Roberto Ciulli der alte Magier, der im Frühjahr achtzig geworden ist, benutzt das Theater nicht für Botschaften, sondern setzt es poetisch ins Recht. Was aber bleibt, ist die Schönheit der Bilder."

Dr. Ulrich Fischer, DPA, 2014

"Roberto Ciulli ist ein alter Meister seines Fachs. Es gelingt dem jetzt 80-jährigen Regisseur immer wieder, seine reiche künstlerische wie seine Lebenserfahrung in Inszenierungen einfließen zu lassen: So auch jetzt wieder bei Eugene O'Neills Meisterwerk "Eines langen Tages Reise in die Nacht". Das ganze Ensemble spielte glänzend. Simone Thoma entfaltet alle Facetten der Falschheit; ihre Mary Tyrone, eine eisenharte, engherzige, dünkelhafte Egoistin, gibt sich als fragile, mädchenhafte Mutter; sie spielt ihre körperliche Zerbrechlichkeit gnadenlos aus. Niemand wagt, wegen ihrer zur Schau gestellten Schwäche, sie ernsthaft zur Rechenschaft zu ziehen. Denn Mutter Mary greift strategisch, wie alle, die anderen Familienmitglieder an; ihre Schuldzuweisungen dienen dazu, von den eigenen Lastern abzulenken und die angegriffenen Gegner vor Attacken abzuschrecken. Ciulli und seine Ensemble malen so ein Porträt, das völlig im Gegensatz zur heilen Familie steht, die sonst so gern (nicht nur) in den Vereinigten Staaten beschworen wird. Die Diagnose, die O'Neill seinem Meisterwerk als kritischen Kern eingeschrieben hat, sein Land, die USA seien im Kern krank, zerrüttet, die Familie Tyrone mit ihrer Heuchelei repräsentierten die Nation, spielt in Mülheim kaum eine Rolle. Dennoch entbindet die Verlogenheit, die immer wieder neu und anders thematisiert wird, neben dem Ernst auch eine große Komik - die Akteure haben offensichtlich Freude, diese Raffinesse und Komplexität der Charaktere zu spielen. Die kurze, nur knapp zweistündige Aufführung gewinnt so neben Tiefe und Scharfsinn auch Witz und Unterhaltsamkeit. Allerdings kommt nur wenig vom Witz über die Rampe - es wurde bei der Premiere am Donnerstag in Mülheims Theater an der Ruhr zu wenig gelacht. Alte Meister überzeugen durch Erfahrung und Können: sie sind unentbehrlich."