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König Ubu # Am Königsweg

Alfred Jarry, Elfriede Jelinek

Die zweite Inszenierung von Philipp Preuss am Theater an der Ruhr bezieht Jelineks Text „Am Königsweg“, der den politischen Aufstieg und vermutlichen Fall von Donald Trump behandelt, auf Alfred Jarrys legendären „Anschlag auf das klassische Theater“: König Ubu.

Preuss, der schon in seiner letzten Arbeit am Theater an der Ruhr („Leonce und Lena“) dem medialen Zeitalter ironisch begegnete, führt in seinem neuen Stück diesen Weg konsequent fort und fordert eine Medienkompetenz, die in der Auseinandersetzung mit den eigenen Filterblasen unschätzbar wäre.

"Ich versuche, wenns nicht anders geht, mich an die Wahrheit zu halten, doch wie soll man sich an etwas halten, das ständig schwankt? Wie soll man sich da an was halten, das man nicht findet, weil man es gar nicht kennt, wie soll man wissen, wo die Wahrheit ist, wenn man sie noch nie gesehen hat? Wie soll man sie erkennen? Soll ich sie etwa suchen? Ich habe wirklich Besseres zu tun!

Alles ist wahr, was gesagt wird, das heißt, alles ist wahr, und alles ist falsch, was brauchen wir noch Seher?"

Von Philipp Preuss stammen Arbeiten u.a. am Schauspielhaus Bochum, Theater Dortmund, Schauspiel Frankfurt, Deutsches Theater Berlin, Schaubühne Berlin, Schauspiel Leipzig, Residenztheater München. Preuss inszeniert seit 2001 Ausstellungen mit fiktiv-virtuellen Künstlerfiguren, die von Schauspielern dargestellt werden, er erweitert den Theaterbegriff in den Bereich der Bildenden Kunst.

Informationen

Ort

Theater an der Ruhr
Akazienallee 61
45478 Mülheim an der Ruhr

Besetzung

Team

Stimmen

Friederike Felbeck, nachtkritik

"Der Inszenierung gelingt es, die manchmal abstrakten und assoziativen Texte einzelnen Figuren zuzuordnen und in ihnen zu entwickeln – mal chronisch, mal individuell. Die Zuschauer sind eingeladen, hinter die Kulissen der Macht zu schauen, wo es unappetitlich, fahrlässig blutig und unmenschlich zugeht."

Wolfgang Platzeck, WAZ, 2017

"Geht es doch um gesellschaftliche Entwicklungen, die kaum noch zu stoppen sind. Wenn die Saat blinder Rücksichtslosigkeit und Gewalt erst einmal, öffentlich verkündet oder medial gezwitschert, gelegt ist, treibt sie Früchte auch ohne Zutun des Sähmanns. Vom Boden bis zu den Wandbehängen erstrahlt die Bühne (Ramallah Aubrecht) als goldener Palast. In diesem festlichen Rahmen, der durch Händels leitmotivisch eingesetzte Königshymne „Zadok the Priest“ erweitert wird, treibt Preuss das grandios aufspielende Ensemble (Simone Thoma, Klaus Herzog, Fabio Menéndez, Thomas Schweiberer, Rupert Seidl) mit viel Fantasie und Spaß am Urkomischen im Todernsten durch den Abend."

Steffen Tost, NRZ, 2017

"Unter dem Feinripp-Unterhemd kommt ein aufgequollenes Gesicht zum Vorschein. Die Brustwarzen als Augen, der geschminkte Bauchnabel als Mund und dazu zwei Kringel als Nasen – fertig ist der feiste und an Flatulenz leidende König Ubu, dem Thomas Schweiberer mit jeder Bauchmuskelregung größere Widerwertigkeit verleiht. Überdimensional ist dieser über Leichen gehende Widerling regelmäßig auf einem weißen, als Projektionsfläche dienenden Vorhang zu sehen. Es ist eine klare Abgrenzung zu den Passagen aus Elfriede Jelineks „Am Königsweg“, ihrem neuesten Stück, in dem sie sich an Donald Trump, dem Populismus und den sozialen Medien abarbeitet."

Christine Dössel, Süddeutsche Zeitung, 2017

"Das kommt gut. Anders gut. Regie führte Philipp Preuss, der seine Inszenierung „König Ubu # Am Königsweg“ nennt, weil er Jelineks Text mit Alfred Jarrys Groteske „König Ubu“ verschneidet (Dramaturgie: Helmut Schäfer). Das möchte man zunächst für überflüssig halten, man hat mit Jelineks Wortwutschwall schon genug zu tun. Aber nein, die Szenen mit Jarrys extra ordinärem Machtungeheuer sind als solche klar gekennzeichnet und tragen wie heitere Zwischenspiele viel zum Witz und der Lässigkeit des Abends bei. […] Preuss findet da schöne Bildmetaphern, inszeniert einen Shitstorm aus Airbrush-Maschinen, spielt Vogelgezwitscher (Twitter!) ein und gruppiert die Männerrunde schließlich wie Urzeitmenschen um ein Lagerfeuer- zum Opferkult."