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Ich, Antonin Artaud – Le Mômo (UA)

Nach Texten von Antonin Artaud

„Er war von einer Art Raserei besessen, die keine menschliche Institution verschonte“, schreibt André Breton über Antonin Artaud – und verkennt den zum Mythos gewordenen französische Dichter und Theaterkünstler dabei gleichermaßen: Artaud ist ein nervös Fühlender, der sich zwar gegen gesellschaftliche Normen auflehnt, dabei aber einen Weg poetischer Unbeugsamkeit geht – auf der Suche nach absoluter Einheit. Dieser Weg führt ihn auch zu den Tarahumaras, einem indigenen Stamm in Mexiko, bei dem er diese Einheit erstmals findet.

Dem visionären Theatermenschen, aber auch dem Opfer zweifelhafter psychiatrischer Behandlungen ist dieser Abend gewidmet. Gegen seine eigene Pathologisierung, aber auch gegen eine Welt, die Regeln definiert und durchsetzt, kämpft Artaud zeit seines Lebens an: „Ich bin ein Fanatiker, kein Verrückter.“ Ein Provokateur und Störenfried, „le mômo“ – wie er sich selbst bezeichnet: Das närrische Kind, das den engen Konventionen widerspricht und das sich instinktiv auflehnt in grenzenloser Hingabe des eigenen Ichs. Roberto Ciulli nähert sich in einer intimen Arbeit diesem radikalen Geist, der in seiner großen Sensibilität vor allem ein kompromissloser Suchender nach einer anderen Realität war: eine Realität, in der Einheit, Reinheit und Hingabe verschmelzen: „Ich leide, nicht nur im Geist, sondern auch im Fleisch und in meiner alltäglichen Seele“, so Antonin Artaud in einem Brief. „Ich könnte wahrhaftig behaupten, dass ich nicht in der Welt bin.“

Auch Schauspielerin Simone Thoma ist nicht mehr in der Welt – sie verstarb während der Proben zu diesem Stück. Mit ihrem Bild und in ihrer Stimme, mit der sie Antonin Artaud auf der Bühne erstehen lässt, ist sie an diesem Abend für uns dennoch gegenwärtig.

Informationen

Premiere

Premiere: 31.08.23

Dauer

ca 90 Minuten

Ort

Theater an der Ruhr
Akazienallee 61
45478 Mülheim an der Ruhr

Besetzung

Team

Einführung Ich, Antonin Artaud – Le Mômo (UA)

Alexander Weinstock und Constanze Fröhlich im Gespräch mit Roberto Ciulli und Elisabeth Strauß.

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  • CBplayer 1.7.0

Stimmen

Deutschlandfunk KULTUR HEUTE, Dorothea Marcus

„Beeindruckend ist, wie hier eine heitere Verbindung gelingt, mit einer Welt hinter den Dingen, ins Jenseits. Bis ganz kurz vor ihrem Tod hat die Schauspielerin Simone Thoma an dem Stück mitgewirkt und so wird diese Inszenierung zum Vermächtnis einer Künstlerin, die sich dem Tod widersetzt; weil der Mensch eine tiefere, auch künstlerische Vernetzung mit der Welt hat, als nur ihre kapitalistisch koloniale Ausbeutung.“


WAZ, Jens Dirksen

„Kaum jemand kann derart dichte, surreale, fantasierende Bilder für die Bühne schaffen, die mit Sprache, Musik und Gesten, mit Requisiten, Licht und Einfällen der Welt draußen vor der Tür eine andere entgegensetzen. In ihr sind Festlichkeit und Kritik an den Verhältnissen miteinander vermählt, Genie und Ver-Rücktheit, Utopie und Ekstase.“


Ruhr Nachrichten, Klaus Stübler

„Nach intensiven 90 Minuten gibt es demonstrativ viel Beifall.“
„Ciulli zeigt Theater zwischen Genie und Wahnsinn.“