• EN

Boat Memory / Das Zeugnis (UA)

Roberto Ciulli

Am Ende Zahlen, keine Stimmen, Namenlose. Viele trugen ein winziges Säckchen Erde mit sich, fest ins T-Shirt eingenäht, Erinnerung an die Heimat. Wo die war, lässt sich nicht sagen. Die Körper wurden aus dem Mittelmeer geborgen. Cristina Cataneo, Mailänder Professorin für Forensik und Gerichtsmedizin versucht die Identität der Ertrunkenen festzustellen, um diesen Menschen ihre Würde, ihre Namen zurückzugeben. Menschen, die voller Hoffnung auf ein würdiges Leben aufgebrochen waren, um Krieg und Elend zu entkommen, einem Leben ohne jede Perspektive.

 

 

Informationen

Premiere

13.12.2019

Ort

Theater an der Ruhr
Akazienallee 61
45478 Mülheim an der Ruhr

Besetzung

Team

Stimmen

Cornelia Fiedler, Süddeutsche Zeitung 

"Boat Memory / Das Zeugnis" ist ein kompromissloser Abend, der keine Ausreden gelten lässt, der keine Erleichterung und kein Lachen erlaubt, und der gerade deshalb so gut ist."

Andreas Falentin, Die Deutsche Bühne 

„Boat Memory / Das Zeugnis“ ist meisterhaft ausbalanciert. Ciulli, bekanntlich jüngst mit dem Deutschen Theaterpreis DER FAUST für sein Lebenswerk ausgezeichnet, beherrscht seine Mittel, lässt empathisch spielen mit viel Poesie. Scharfe Satire, lächelnde Ironie, kollernder Wortwitz leuchten auf, konterkarieren, stören das fragile Gleichgewicht aber nie, selbst die Provokation der Hitler-Lesung hat Eleganz. Geballte Fäuste gibt es nicht, auch nicht in der Hosentasche. Der Abend ist ein Juwel, ein perfekter Mikroorganismus, ein kostbar durchscheinendes Kleinod."

Gerhard Preusser, Nachtkritik 

"Eine Inszenierung wie eine Feierstunde, die ein Netz von Analogien auswirft, um das Unsagbare an uns heranzuziehen. Eine Schutzbeschwörung, ein Bestattungsritual für die Unbestatteten. Kein aktivistischer Appell, ein gedankenreiches Gedenken, Arbeit an unserer Empathiefähigkeit, der emotionalen Grundlage für alle menschenfreundliche Aktion."

Wolfgang Platzeck, WAZ 

"Die Theatercollage ist zudem den geistigen Entwicklungen, den rechten Umbrüchen in Europa auf der Spur und zeigt an, wie sich die anfängliche ruhige See der Empathie inzwischen vielerorts in einer Welle aus Hass und Rassismus bricht. […] Wenn sich zu Beginn acht namenlose Opfer-Gestalten dem Wrack nähern und eine gefühlte Ewigkeit in Schweigen verharren, dann ist es gerade diese Stille, die unüberhörbar schreit."

Dorothea Marcus, Deutschlandfunk Kultur 

"So weit könnte es einer jener Opfer-Abende sein, die seit der großen Flüchtlingskrise 2015 massenweise auf deutsche Bühnen kamen, die Mitleid evozieren und den Zuschauer dann wieder ruhig – aber ohne Lösung nach Hause gehen lassen. Regisseur Roberto Ciulli macht etwas anderes daraus: eine Art gemeinschaftliche Trauermediation, ein stilles Requiem, eine Art Grabgesang, dazu leuchten die Seziertische, glitzert das Wasser im Bühnenbild von Elisabeth Strauß.  […] Das ist ein ergreifendes universelles Bild von Vergänglichkeit und Vergeblichkeit – und nichtsdestotrotz des Glaubens an die Kunst als Verteidigerin der Menschlichkeit."

Klaus Stübler, Ruhr Nachrichten 

"Der Schlussvorhang senkt sich wie ein Trauerschleier oder ein Leichentuch. Ein eindringlicher Abend, der betroffen macht und zum Weiterdenken anregt."