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Clowns 2 1/2

Ein komisch-musikalisches Unternehmen von Roberto Ciulli und Matthias Flake

Wurde früher das Alter mit Würde, Erfahrungsreichtum und gelegentlich auch mit Weisheit in eins gesetzt, so hat der demografische Wandel in den westlichen Gesellschaften unseren Blick auf die späten Lebensjahre eines Menschen verändert: Das Alter wurde vielmehr zum Makel, einer Deformation gleich, die vor allem von Schwächen und Beschränkungen physischer und geistiger Herkunft zeugt.

Was aber, wenn man den Blick verändert, um jenseits der eingeschliffenen Muster etwas anderes zu entdecken. Schaut man zum Beispiel mit den Augen eines Clowns auf die Welt, ändert sich auch das Bild des Alters.

Nicht selten gelten an den Orten, in denen Menschen häufig ihre letzten Lebensjahre verbringen, jene Regeln, die schon in der Schule und in Internaten galten: Wichtig ist, dass das Ordnungssystem von den Insassen befolgt wird, um das überall vermutete Chaos niederzuhalten. Die Zeiten stehen fest: Immer zur selben Stunde wird gegessen, geschlafen, Gymnastik betrieben, an bestimmten Tagen werden Besuche empfangen, unabhängig davon, ob man essen, schlafen oder Besuche empfangen will.

So entstehen die Widersprüche, die der clowneske Blick entdeckt: Die Besucher können zu Quälgeistern für den Besuchten werden, so dass er wie ein ohnmächtiger roter Clown diesen belehrenden Weißclowns gegenüber sitzt, die die Vernunft gepachtet zu haben glauben. Dem ordnenden Diktat der Verwahranstalt unterworfen, entwickeln die Einzelnen einen anarchischen Eigensinn, der in den alltäglichen Situationen auch das Komische provoziert.

Roberto Ciulli, einer der wenigen europäischen Theatermacher, der als Experte für die moderne, aber in Vergessenheit geratene Clownskunst gelten kann, wirft gemeinsam mit dem Ensemble des Theater an der Ruhr einen befreienden, tragikomischen und hochmusikalischen Blick auf das Dunkel des „Verfalls“: Eine brisante Clownerie des Alters.

Eine Koproduktion mit Les Théâtres de la ville de Luxembourg

 

 

 

 

Informationen

Premiere

10.10.2013

Dauer

ca. 90 Minuten

Ort

Theater an der Ruhr
Akazienallee 61
45478 Mülheim an der Ruhr

Besetzung

Team

Stimmen

Frank Becker, Musenblätter, 2015 

"Wenn sich die unterschiedliche Truppe unter dem Dach der nachgestellten französischen Revolution von 1789 vereint, sich mit dem Haka der Maori dem freundlichen Pfleger entgegenstemmt oder gemeinsam einen magischen Kleiderschrank aufbaut, welcher Pfleger und den in Alfred-Hitchcock-Manier zufällig über die Bühne spazierenden Regisseur verblüfft, offenbart sich die wichtige Botschaft: gemeinsam geht es besser, geht alles besser. Ein trotz allen „Mit-Leidens“ heiterer Clowns-Blick in phantasievollen Bildern auf das Unvermeidliche, das Altern, eine tragikomische musikalische Revue, die von den sichtbar ergriffenen Gästen mit etlichen Vorhängen gefeiert wurde. Chapeau! Bravi!"
 

Jutta Schreiber, Solinger Tageblatt, 2015

"Schauspielkunst in Höchstform mit viel Spiellust und liebevollem Augenzwinkern gegen die Bitterkeit des Alterns. Ein sehenswertes Stück mit enormem Tiefgang, das auch noch schmunzeln lässt."
 

Alexandra Lutzenberger, 2015

"Was jetzt ins Spiel kommt, ist ein anarchischer Eigensinn, der alles ein wenig aus dem Ruder laufen lässt. Wunderschöne und sehr skurrile Bilder lässt Ciulli hier entstehen, etwa wenn die ganze Clowngruppe zusammen einen Film ansieht. Ein Höhepunkt der Inszenierung, denn hier kann man sich gar nicht sattsehen am Mienenspiel der Schauspieler. Das Theater an der Ruhr verfügt nicht nur über hervorragende Schauspieler, sondern auch über ganz besondere Typen, es macht einfach Spaß zuzuschauen."