Der zerbrochne Krug. Tambora
Heinrich von Kleist
Der Krug ist dahin. Zerbrochen – doch von wem? In Kleists Komödie um den schuldigen Dorfrichter Adam verbirgt sich eine Dynamik, die hochernst ist: Erpressung und sexuelle Nötigung verbinden sich in einem System aus Machtgefälle und Angst – vor dem goldglänzenden Hintergrund kolonialer Expansionsgelüste. Wer hat ein Interesse daran, dass die Wahrheit nicht ans Licht kommt – und aus welchem Grund? Ist tatsächlich nur ein Krug zerbrochen, oder wird in diesem Gerichtsstück nicht ein viel größerer Schaden verhandelt?
Regisseur Philipp Preuss nähert sich in seiner neuen Arbeit diesem klassischen Bühnenstoff mit viel Musikalität und blickt dabei in die Mechanismen eines Systems, in dem sich viele schuldig machen: Historischer Hintergrund ist bei Kleist das wirtschaftlich expandierende Holland, das sich mit Kriegsgewalt den Reichtum aus Gebieten des heutigen Indonesien sichern will - gewonnen durch die zweifelhaften Methoden der weltweit ersten Aktiengesellschaft, der Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC). Mehr noch als die Frage nach dem Krugzertrümmerer stellt sich im Gerichtssaal die Frage nach Leben und Tod: Gelingt es der unschuldigen Eve ihren Verlobten Ruprecht vor dem Zugriff der Armee zu retten, die ihn in den sicheren Tod nach Batavia, dem heutigen Jakarta, schicken wird? Und wer profitiert in diesem System?
Die sozialen Mechanismen, die sich im fiktiven Dörfchen Huisum mit Kleistscher Komik und Abgründigkeit entfalten, sind zeitlos...
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Eine Koproduktion mit dem FFT Düsseldorf.
Informationen
Premiere
07. November 2024
Dauer
ca. 105 Minuten
Ort
Theater an der Ruhr
Akazienallee 61
45478 Mülheim an der Ruhr
Besetzung
- Dagmar Geppert
Frau Brigitte - Kornelius Heidebrecht
Schreiber Licht - Fabio Menéndez
Gerichtsrat Walter - Felix Römer
Dorfrichter Adam - Gabriella Weber
Marthe Rull - Marie Schulte-Werning
Eve - Joshua Zilinske
Ruprecht
Team
- Philipp Preuss
Regie - Sara Aubrecht
Bühne - Eva Karobath
Kostüm - Konny Keller
Video - Kornelius Heidebrecht
Musik - Constanze Fröhlich
Dramaturgie - Sarah Wessels
Regieassistenz - Uwe Muschinski
Ton - Jochen Jahncke
Licht - Marion Leinders
Maske - Bekim Aliji
Requisite - Hannah Köhler und Lara Marquardt
Abendspielleitung
Stimmen
Dietmar Zimmermann, Theater:Pur:
„Philipp Preuss inszeniert mit viel Witz und höchst ironischen Figuren-Interpretationen. Felix Römer spielt den Dorfrichter Adam grandios - auch grandios komisch, so hemmungslos wie er seine Rolle als verkommenes Rechtspflege-Organ überzieht.[...] Hinreißend ist der Auftritt von Dagmar Geppert als Frau Brigitte, die den Teufel nicht nur gesehen haben will, sondern gleich selbst als leibhaftiger Gollseibeiuns aus einer Nebelwolke auftritt und dann in temperamentvollem Niederländisch zur Uberführung des Dorfrichters schreitet.[...] Aber nicht nur komödiantisch ist diese Inszenierung, sondem auch in hohem Maße sprach- und formbewusst [...].“
Klaus Stübler, Ruhrnachrichten:
„Überhaupt kommt die Komödie nicht zu kurz. Dazu trägt insbesondere der zerfahrenexaltierte Adam des Felix Römer bei [...].“
Lars von der Gönna, WAZ:
„Lange nicht hat man eine Eve von so erschütternder Intensität sehen dürfen: Marie Schulte-Wernings ganz aus innerer Not heraus [...] überwältigt. Die sonst wenig dankbare Rolle des Ruprecht wertet Joschua Zilinske extrem auf. Physisch ein wütender Rebell, doch die Sprache Kleists trägt er meisterhaft als Herz auf der Zunge [...].“