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Europa oder die Träume des Dritten Reichs (UA)

Lars von Trier, Charlotte Beradt

Die Vorstellung muss leider aufgrund einer Erkrankung im Ensemble entfallen.

1945. Nein, keine Stunde Null, die illusionäre, die Uhr tickte weiter, zumindest die historische, von Neuanfang konnte keine Rede sein. Als Schlafwagenschaffner fährt der junge Deutschamerikaner Leopold Kessler durch das surreale Deutschland der Nachkriegszeit, vorbei an verwüsteten Ortschaften und Landschaften voller Tristesse. Wie in einem Traum heiratet er in die Familie des Direktors seines Bahnunternehmens ein und befindet sich plötzlich mitten unter ehemaligen Nazis, Gruppierungen von Werwölfen, die gegen das Virus der Vergangenheit immer noch nicht immun sind und nicht hinnehmen wollen, dass der Krieg verloren war. Das Virus lebt fort. 

Der Abend verzahnt Lars von Triers Filme "Europa", "Epidemic" und Charlotte Beradts Textsammlung "Das Dritte Reich des Traums" zu einer albtraumhaften Befragung unserer Gegenwart. Geschichte als Fiktion, Fiktion als Geschichte, Nazis und die Pest als ewige Wiedergänger. Eine Zugfahrt in unsere Vergangenheit der Zukunft der Vergangenheit. Eine theatrale Hypnose.

"Du willst aufwachen, um dich vom Wahnbild Europas zu befreien. Aber das ist nicht möglich."

 

Gefördert im Rahmen von NEUE WEGE durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW in Zusammenarbeit mit dem NRW KULTURsekretariat.

Informationen

Premiere

30.10.2021

Ort

Theater an der Ruhr
Akazienallee 61
45478 Mülheim an der Ruhr

Besetzung

Team

Stimmen

Sascha Westphal, Nachtkritik. 2021 

„Theater als Rauschmittel, das es einem ermöglicht, im Alltag verborgene Zusammenhänge zu erkennen. Das Verdrängte und verschüttete, das tief im kollektiven Unterbewusstsein Versenkte, kommt im Rausch der Trance an die Oberfläche, wird sichtbar und lässt sich damit auch analysieren.“

Jens Dirksen, WAZ, 2021

„Das alles mit allem zusammenhängt, die Exzesse des Finanzkapitalismus mit dem Erstarken des Rechtspopulismus und der Ausbreitung von Covid-19, dass der pandemische Schrecken die Gespenster des Faschismus an die Ober- und Bildflächen treibt, dass die globale Verunsicherung die Ideologiegläubigkeit beflügelt und Krisenzeiten das Unbewusste ans Tageslicht bringen – die Inszenierung „Europa oder die Träume des dritten Reichs“ findet viele Bilder dafür.“

Udo Watter, Süddeutsche Zeitung, 2022

"Die Gegenwart zeigt es wieder aufs Schmerzlichste: Wenn uns die Geschichte der Menschheit eines lehrt, dann dass der Mensch nichts aus der Geschichte lernt. Das Theater an der Ruhr hatte den Krieg in der Ukraine nicht im Blick, als es Lars von Triers Filme "Europa" und "Epidemic" mit Charlotte Beradts Textsammlung "Das Dritte Reich des Traums" zusammenführte und zu einer großangelegten Bühnenshow über Krieg und Pest sowie die Albträume zwischen 1933 und 1945 kombinierte."

Stefan Keim, Deutschlandfunk Kultur, 2020

"Wie passt das eine mit dem anderen zusammen? Das passt hervorragend zusammen, denn auch was Lars von Trier dort verfilmt hat, das ist ja auch so eine Erinnerung und gleichzeitig fährt dieser Zug ja durch das zerstörte Nachkriegs-Deutschland ja auch durch die deutschen Traumata. Und das verzahnt sich ganz ausgezeichnet. [...] Hochspannendes Projekt."