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Polyptychon der Niedertracht (UA)

Anagoor
In der Ruhrorter Str. 108-110

Inspiriert von dem Roman Triptychon der Niedertracht des kolumbianischen Schriftstellers Pablo Montoya, spannt die Performance des italienischen Kollektivs Anagoor einen Bogen zwischen zwei Kunstwerken aus dem 16. Jahrhundert: Theodore de Brys Kupferstiche, die den Völkermord an den indigenen Völkern Amerikas illustrieren, und François Dubois’ Bild Bartholomäusnacht, der berühmtesten Darstellung der Vernichtung der Hugenotten durch die französischen Katholiken. Während de Bry die spanische Conquista nur indirekt bezeugen konnte, da er den Ozean nie überquerte, war Dubois mehr als nur Zeuge: Er überlebte das Massaker in Paris, an dessen Gewalt er keine Erinnerung hinterlassen wollte.


Eine vielschichtige theatralische Erzählung setzt hier die Kunst auf die Anklagebank, und zwar nicht mehr nur als Zuschauerin, sondern als potenzielle Komplizin der Gewalt. Im Mittelpunkt der Reflexion steht ein moralisches Dilemma: Kann die Kunst zur Aufhebung der Gewalt beitragen? Kann man das Böse darstellen, ohne es zu verbreiten? Kann man Zeugnis vom Schmerz der Opfer ablegen, ohne ihn geteilt zu haben?


Die bildgewaltigen, hochmusikalischen und international gefeierten Arbeiten des italienischen Kollektivs Anagoor waren schon mehrfach am Theater an der Ruhr zu Gast. Stücke wie Germania, Vom Licht und Bromio entstanden in Kollaboration mit dem Theater an der Ruhr.

Wir laden Sie ein zu Nachgesprächen mit dem Anagoor-Team im Anschluss an beide Vorstellungen.
 

Eine Koproduktion von Centrale Fies, TPE – Teatro Piemonte Europa und dem Theater an der Ruhr.

Informationen

Premiere

15.02.2024

Ort

Ruhrorter Straße
Ruhrorter Str. 108-110
45478 Mülheim an der Ruhr

Besetzung

Team

  • Simone Derai
    Regie, Bühnenbild, Beleuchtung, Kostüm
  • Simone Derai
    Dramaturgie
  • Piero Ramella
    Dramaturgie
  • Paola Barbon
    Übersetzung
  • Mauro Martinuz
    Musik, Sound Design
  • Simone Derai
    Video
  • Giulio Favotto
    Video
  • Marco Menegoni
    Regieassistenz
  • Piero Ramella
    Regieassistenz
  • Marco Menegoni
    Produktionsassistenz
  • Aurora Rò
    Projektassistenz
  • Domenico Garofalo
    Vertrieb und Kunstverwaltung

Stimmen

Detlef Bauer, Die Deutsche Bühne:

"Das digital festgehaltene Spiel der beiden Männer ist nicht nur ergreifend, sondern öffnet durch seine komplexe, grandios komponierte Rahmung auch weitere Gedankenfelder. […] In der Konzentration auf ferne historische Bilder und Figuren entsteht nicht nur ein Bild der gewalttätigen Menschheit und des Versuchs der künstlerischen Aufarbeitung. Letztlich regen die Bilder, Töne und Inhalte dieses „Polyptychon der Niedertracht“ vielmehr zum Verständnis unserer Gegenwart an.

 

Andrea Müller, WAZ: 

"Bildende Kunst trifft auf Bühnenkunst: Mit einem etwas anderen Theaterabend gelang es dem italienischen Theaterkollektiv Anagoor jetzt, die Zuschauer zu erreichen – und zu erschüttern.

 

Dietmar Zimmermann, Rheinische Post:

"Es drängen sich die Parallelen zum Heute auf – weniger zur Kunst als vielmehr zur Berichterstattung der Medien. […] Die strenge, intelligente Aufführung findet in einer letzten moralischen Wendung zu einem lyrischen, fast humorvollen Ende."

 

Programmzettel Polyptychon der Niedertracht (UA)
Geheimnis • Texte
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