Braveheart
Von einem Stück über Trauma zu einem Stück, das Trauma überträgt.

Foto: Tammam Alomar - Armes inattendues - Kalachnikov à Paris - 2023
Eine Koproduktion zwischen dem Theater an der Ruhr und Ma´louba.
In einer kleinen, unauffälligen Stadt verschwindet eine junge Frau. Es bleibt keine Spur, kein Zeichen – als hätte sie nie existiert. Niemand stellt Fragen, niemand sucht nach ihr. Nur ein junger Mann, einst ihr Partner, könnte vielleicht zur Aufklärung ihres Verschwindesn beitragen. Die letzten Tage der Frau werden in diesem Stück rekonstruiert, es werden Fragen über das Verschwinden aufgeworfen. Der junge Mann steht im Mittelpunkt, er wird verhört, gedrängt und gezwungen, sich zu äußern, doch kann er mit ihrem Verschwinden nicht eindeutig in Zusammenhang gebracht werden. Dennoch wird er bestraft – ein Akt der Gewalt, der in der Inszenierung unmissverständlich als solcher erkennbar wird.
Das Stück beleuchtet die Abwesenheit politischer Wirksamkeit, die ganze Gemeinschaften in eine existenzielle Ohnmacht stürzt. Gefangen zwischen dem Versuch, sich in das System zu integrieren, oder diesem vollständig zu entkommen, suchen die Individuen nach einem Ausweg. Doch in beiden Fällen bleibt ihnen nur das Gefühl der Isolation, bedroht von der ständigen Möglichkeit des Verschwindens. Das Verschwinden selbst wird zum unsichtbaren Raum – ein Raum voller Opfer, Täter und gewaltsamer Auseinandersetzungen, der sich dem Blick der Gesellschaft entzieht.
Der Autor begann mit der Absicht, ein Stück zu schreiben, das das Recht des Einzelnen verteidigt, die Hoffnung aufzugeben. Doch im Verlauf der Arbeit wurde ihm klar, dass dieses Recht in Wirklichkeit das Recht der Hoffnungslosen verteidigt, Gewalt auszuüben – sei es gegen andere oder gegen sich selbst. Die Gewalt der Hoffnungslosen ist ein verzweifelter Ausdruck ihres Versuchs, die Welt zu verändern, eine Reaktion auf das Gefühl der Hilflosigkeit.
Trotz der düsteren Themen – Panikattacken, Drogen, Armut, Therapie und Depression – bleibt ein mutiges Herz. Inmitten von Stille und Leere sucht die Inszenierung nach diesem Herz, hört auf seine Stimme und versucht, sie in Worte zu fassen. Doch wird es gelingen, das Unsagbare zu benennen? Wird es eine Antwort auf die drängende Frage finden: Wie kann man die Hoffnung wiederfinden, wenn die Welt einem den Atem raubt?
Koproduktion des Theater an der Ruhr, gefördert durch das Ministerium für Kunst und Wissenschaft des Landes NRW, Arabischer Fonds für Kunst und Kultur und Ettjahat.
Besetzung
- Hala Al Syasneh
- Wael Kadour
Team
- Wael Kadour
Text & Inszenierung - Ikhyeon Park
Szenografie und technische Leitung - Vincent Commaret
Sounddesign & Musik - Franck Besson
Lichtdesign - Jean-Christophe Lanquetin
Künstlerische Mitarbeiterin - Sandra Hetzl
Übersetzung & Untertitel - Tabea Papritz
Regieassistenz - Wisam Atfah
Produktionsassistent