Ein anderes Blau (UA)
Meditation über die Sehnsucht
„herausfordernd, philosophisch, schwierig – und irgendwie tröstlich“ (DLF)
Angeregt von Novalis‘ Romanfragment Heinrich von Ofterdingen und der Reise des Protagonisten Heinrich, formuliert die Stückentwicklung Ein anderes Blau auf den Spuren romantischer Sehnsuchtsmotive eine nahezu sprachloseLiebeserklärung an die Dunkelheit und das Ungewisse. Ausgehend von einer gesellschaftlichen Gegenwart, in der ein Gefühl der Leere und Verzweiflung lähmend um sich greift und das Miteinander immer weiter aufreibt, entwirft der AbendSzenerien des Abschieds und der Einsamkeit. Was zwischen Meditation und Choreografie, Klamauk und Totenstille, Verwundung und Zärtlichkeit dabei aufscheint, sind aber auch die fragilen Möglichkeiten neuer Begegnungen und eines anderen Lebens. Das Stück ist eine Konfrontation mit der Endlichkeit und sucht eine Auseinandersetzung mit der Angst vor dem Tod, wie sie in den literarischen Texten von Novalis allgegenwärtig ist. Nicht um in Wehmut zu verharren, sondern um wieder ins Handeln zu kommen, als Einzelne*r und als Gemeinschaft. Denn nur, wenn etwas wirklich zu Ende ist, kann Neues entstehen. Nur in einer radikalen Bereitschaft, loszulassen, können sich neue Horizonte eröffnen.
In diesem utopischen Sinne lässt Ein anderes Blau einen Bilderreigen entstehen, der Menschen mal in Vereinzelung, mal als einander aufhebende Gruppe, schließlich im vorbehaltslosen Einklang zusammenführt und begleitet – in die aufscheinende Gewissheit, dass alles, was ist, auch anders sein könnte.
Doppelvorstellung "Annarchie und Sehnsucht"
Ein anderes Blau (UA) wird auch als Doppelvorstellung zusammen mit dem Stück Das eingebildete Tier (DEA) an folgenden Terminen aufgeführt:
07.11., 15.11., 22.11., 29.11.
Informationen
Premiere
07.11.2025
Ort
Theater an der Ruhr
Akazienallee 61
45478 Mülheim an der Ruhr
Besetzung
Team
- Charlotte Sprenger
Regie - Aleksandra Pavlović
Bühne & Kostüme - Philipp Plessmann
Musik - Dijana Brnić
Regieassistenz - Alexander Weinstock
Dramaturgie - Marion Leinders
Maske
Mit dem Kauf einer Karte für diese Vorstellung haben Sie Zugang zum gesamten Rahmenprogramm an diesem Tag.
Interview mit Julie Grothgar und Charlotte Sprenger
Die beiden Regisseurinnen der Stücke „Ein anderes Blau“ und „Das eingebildete Tier“ im Gespräch mit den Dramaturg*innen Constanze Fröhlich und Alexander Weinstock.
- CBplayer 1.7.0
Stimmen
Helene Röhnsch, FAZ:
„Sie [die Spieler] suchen nach Verbundenheit, finden und verlieren sie. Im Hintergrund läuft ein digitaler Countdown ab – es ist die letzte Lebensstunde dieser Menschen. Was macht man mit diesen wertvollen Minuten? Die Spieler stimmen ein zartes „In Paradisum“ aus Gabriel Faurés Requiem an, das irgendwann von einem wilden Schwanenseeremix mit harten Elektrobeats abgelöst wird. [...] Nach Novarinas Textgewalten ist die Sprache in „Ein anderes Blau“ in der Regie von Charlotte Sprenger fast verschwunden. Manchmal entwickeln die Tableaux Vivants dabei eine poetische Kraft [...].“
Andrea Müller, WAZ:
„Die Schauspielerinnen und Schauspieler agieren auf der Bühne fast ohne Worte, lassen einen musikalisch gestützten Bilderreigen entstehen. Die Bühne öffnet sich zum Park hinter dem Theater – die Romantiker sahen die Natur als sinnstiftende Kraft und Ort der Selbsterkenntnis.“
Dorothea Marcus, DLF Kultur:
„Von dieser Sehnsucht handelt auch der zweite Teil des Doppelabends [...]. Die Sprache ist fast verschwunden. Rote Digitalzahlen an der Wand zählen eine gute halbe Stunde herunter. Auf einem Luftkissen mit aufgemaltem Meer tollen und toben die Schauspieler:innen herum. Manchmal verwandelt sich die Urlaubsfeier in eine Orgie – es wird geraucht, getanzt, gesungen, alles, was vom Elend der Welt ablenkt. Doch irgendwann ist die Zeit auf der Digitaluhr abgelaufen – eine schöne Allegorie auf den Tod. Davor war Klamauk und Kauderwelsch, herausfordernd, philosophisch, schwierig – und irgendwie tröstlich.“