• EN

Im Rausch

Trip, Wahn, Außer-sich-sein, Machtrausch, Euphorie, Besessenheit, Liebesrausch, Blutrausch, Entgrenzung, Trance, High, Farbrausch, Goldrausch, Ekstase, Furor, Kaufrausch, Trunkenheit, ozeanisches Gefühl, Siegesrausch, Massenrausch, Delirium, Verzückung, Spielrausch …

Verändere Dein Bewusstsein

In unzähligen Begriffen und auf die unterschiedlichsten Lebensbereiche bezogen präsentiert sich dieser merkwürdige Zustand jenseits des Normalbewusstseins – der „Rausch“: Er kann als Form der Verweigerung oder der Flucht begriffen werden, aber auch Gefühle von Ganzheit und höchstem Glück in sich bergen. Er kann auf wohltuende Weise entlastend, aber auch destruktiv sein, in Gemeinschaft erlebt werden oder eine höchst individuelle Erfahrung darstellen. Rausch kann die Möglichkeit sein, Widerstand gegen enge Gesellschaftsstrukturen auszuüben, aber auch ein Mittel, um transzendente Erfahrungen zu machen: Das Theater an der Ruhr startet unter der Überschrift „Rausch“ in die Spielzeit 23/24 und erkundet all jene Zustände – von euphorisch bis zerstörerisch –, in denen die Grenzen des Ichs verschwimmen und man „sich selbst vergisst“.

Wir laden Sie ein, gemeinsam mit uns herauszufinden, was die gegenwärtige gesellschaftliche Stellung und Bedeutung des Phänomens Rausch ist – und sein kann! Denn die Vielfalt der Erfahrungen, Anlässe und Verhaltensweisen, die sich mit dem Rausch verbinden, verrät uns etwas über die Einrichtung unserer Gegenwart. Welche Funktion hat Rausch in einer zuletzt vermehrt krisengeschüttelten Gesellschaft? Welche Bereicherungen, aber auch welche Risiken gehen von „anderen“ Bewusstseinszuständen aus, die von der nüchternen Alltäglichkeit abweichen und vermeintlich nicht „normal“ sind? Was könnte der soziale Ort solcher Zustände sein? Um was für Erfahrungsbereiche geht es dabei überhaupt? Und wer definiert letztlich, was Norm und was Abweichung ist?

Rausch ist ambivalent. Je nachdem, wie man auf ihn blickt, präsentiert er sich anders: Er kann eine Form der Verweigerung und der Verdrängung sein; eine Möglichkeit, Kontrolle auszuhebeln und deren heimliche Bestätigung als kurzfristig eskapistische Entlastung; ein Mittel der (spirituellen) Erkenntnis und der Zerrüttung von Geist und Körper. Rausch kann Ich-Überwindung und Gemeinschaftserleben ermöglichen, aber auch zu Isolation und Massentaumel führen. Egal aber, ob wir ihn als Ekstase, High, Trance, Besessenheit oder Furor bezeichnen: Beim Blick auf den „Rausch“ in seinen unterschiedlichen Ausprägungen geht es letztlich immer um die Frage nach dem Bewusstsein: Wie verhalten sich Rausch und Bewusstsein zueinander – und folglich: Wie schauen wir auf die Welt, mit getrübtem Bewusstsein oder in einem Zustand von übersteigerter Wachheit? Nicht umsonst steht der Satz „Verändere Dein Bewusstsein“ im Zentrum dieser ersten Spielinsel: Er kann uns helfen, den Rausch als Symptom einer Krise zu begreifen und Handlungsweisen zu überdenken, er kann aber auch dazu auffordern, im Rausch konventionelle Grenzen zu verlassen und in ihm den Motor für Veränderungen in der Welt zu sehen.

Wie der Rausch als eine Veränderung des Bewusstseins gefasst und mit den Mitteln der Kunst erfahrbar gemacht werden kann, ist nicht zuletzt eine Kernfrage des Theaters. Als eine besondere „Bewusstseinsmaschine“ – und als Ort des Festes – ist es dem Rausch seit jeher auf der Spur. Wir laden Sie daher herzlich ein, ins Theater zu kommen, sich mit uns auf diese besondere Erkundung zu begeben und ein „rauschendes Fest“ zu feiern!