Die Bakchen
Euripides
Dionysos is in town! – Und Pentheus, Herrscher der Stadt Theben, verliert den Kopf: Wer ist dieser „Gott“, dem die Menschen auf einmal huldigen? Ekstatische Entgrenzung mithilfe von Musik und Tanz fordert er, Auflösung des Selbst im Rausch. Aber wo bleibt die Ordnung? Und vor allem: Wo sind die Frauen? Sie, die „Bakchen“, haben sich fernab der Stadt in die Gefolgschaft des Rausch-Gottes begeben und feiern, so wird erzählt, wahnsinnige Gelage. Pentheus ist außer sich – lüstern steht ihm der Sinn nach Gewalt und Erregung: Dieses liederliche Durcheinander will er beenden! Aber vorher doch einmal heimlich schauen, was die „rasenden“ Frauen da genau machen…
Wo rauschhaftes Treiben herrscht, sind Überwachen und Strafen nicht weit – und damit auch der französische Philosophiestar Michel Foucault nicht: Ist das ein Trip oder eine Vorlesung? Sind dies wirklich noch die Berge vor Theben, wo Pentheus, der ungläubige Voyeur, einen grausamen Tod sterben muss? Zeiten und Räume stürzen im Rausch ineinander...
Das wohl berühmteste Drama des Euripides thematisiert mit der Konfrontation von herrschaftlicher Ordnung und subversiver Grenzüberschreitung eine Konfliktlinie, die alle Gesellschaften – von der Antike bis in unsere Gegenwart – durchzieht. Der Kontrollzwang des antiken Herrschers Pentheus, sein Blick, wird ihm schließlich zum Verhängnis. Und wer blickt hier, im Theater, eigentlich auf wen? Sind wir die Voyeure oder sind wir die „Rasenden“? – Auf der Freilichtbühne im Raffelbergpark nimmt uns Regisseur Philipp Preuss mit auf eine delirierende Erkundung des ewigen Gegensatzpaares von Kontrolle und Rausch.
Gefördert von: Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen im Rahmen von NEUE WEGE in Zusammenarbeit mit dem NRW KULTURsekretariat.
Informationen
Premiere
Premiere: 18.08.23
Dauer
ca. 105 Minuten
Ort
Raffelbergpark
Akazienallee 61
45478 Mülheim an der Ruhr
Team
- Philipp Preuss
Regie - Sara Aubrecht
Bühne - Eva Karobath
Kostüme - Konny Keller
Video - Kornelius Heidebrecht
Musik - Timafei Birukov
Musik - Rolf Springer
Musik - Toby Stöttner
Regieassistenz
Einführung Die Bakchen
Constanze Fröhlich im Gespräch mit Regisseur Philipp Preuss.
- CBplayer 1.7.0
Neues Spielzeitkonzept im Theater an der Ruhr
Kritik von Stefan Keim zu "Die Bakchen" auf WDR 3
- CBplayer 1.7.0
Stimmen
Deutschlandfunk KULTUR HEUTE, Stefan Keim
„Philipp Preuss inszeniert kein blutleeres Debattentheater, er stellt sich den Herausforderungen einer sinnlichen und gewalttätigen griechischen Tragödie.“
Neue Ruhr/Rhein Zeitung, Andrea Müller
„Die Produktion ist ein sinnliches Spektakel mit ausdrucksstarken Bildern und treibender Musik, die zuweilen an einen rasenden Herzschlag erinnert.“
WAZ, Wolfgang Platzeck
„Auf der von Alu-Trägern gesäumten Spielfläche, die man mit einiger Fantasie als antike Säulenhalle deuten kann, entwickelt Philipp Preuss ein Fest für alle Sinne. Ein Rock-Trio mit einem hellwach improvisierenden Schlagzeuger, der Situationen, zentrale Sätze immer wieder punktgenau akzentuiert, legt das musikalische Fundament.“
Süddeutsche Zeitung, Martin Krumbholz
„Am Beginn der Inszenierung von Philipp Preuss spielen Kornelius Heidebrecht und seine zwei Mitstreiter eine wunderbar stimulierende, vitale Musik, und die Performance von Felix Axel Preißler als gut gebauter, bockshörniger, blauzüngiger Dionysos, der sich auf der Tribüne auch gern von nahem begutachten lässt, macht mächtig was her. Die Nacht ist hereingebrochen, Brunst liegt in der Luft.“
Theater:pur, Dietmar Zimmermann
„Die Aufführung ist der schlagende Beweis dafür, dass Open Air Theater nicht wie anderenorts üblich als intellektuell flachbrüstiges Unterhaltungsprogramm daherkommen muss. Preuss bastelt aus Schauspiel, Musik, Ausstattung und Freiluft-Ambiente ein überzeugendes Gesamtkunstwerk.“