Othello
William Shakespeare
Unbemerkt von der Gesellschaft haben Othello und Desdemona geheiratet, der dunkelhäutige Feldherr und die Tochter eines wohlhabenden venezianischen Senators, die sich in der Welt des Boxsports bewegen. Nicht allein seine Hautfarbe schließt Othello aus der Shakespeare’schen Gesellschaft aus, aber seine Fremdheit. Ihn, den erfolgreichen Feldherrn Venedigs. Venedig wurde ihm zur Heimat, er vertraut den Regeln und Gepflogenheiten dieser Stadt. Doch dieses Vertrauen zerbricht jäh, als ihm von seinem Untergebenen Jago eingeflüstert wird, dass Desdemona ihm untreu wäre. Vertrauen wird zum Mißtrauen und weckt jene Affekte, die jeden klaren Gedanken verscheuchen und in Eifersucht umwandeln. Eifersucht auf Desdemona oder auf den Status, den die Mitglieder der venezianischen Gesellschaft durch Geburt besitzen. Wie alle Intrigen erzeugt auch die des „Populisten“ Jago die Herrschaft des Verdachts, dem gegenüber die Verdächtigten sich nicht erwehren können und umso weniger, wenn sie nicht einmal wissen, dass sie einem Verdacht ausgesetzt sind.
Ort
Theater an der Ruhr
Akazienallee 61
45478 Mülheim an der Ruhr
Besetzung
- Jubril Sulaimon
Othello - Dagmar Geppert
Desdemona - Steffen Reuber
Jago - Petra von der Beek
Emilia - Simone Thoma
für Petra von der Beek - Klaus Herzog
Brabantio - Fabio Menéndez
Cassio - Joshua Zilinske
Regiehospitanz
Team
- Roberto Ciulli
Regie - Gralf-Edzard Habben
Bühne - Helmut Schäfer
Dramaturgie - Elisabeth Strauß
Kostüm - Jochen Jahncke
Licht - Klaus Herzog
Musik - Dijana Brnic
Regieassistenz
Stimmen
WDR 3 MOSAIK, 21.09.2018
Roberto Ciulli inszeniert im Theater an der Ruhr Mülheim Shakespeares Klassiker "Othello". Wie Intrigant Jago die öffentliche Meinung durch Fake News manipuliert, zeigt aktuelle Mechanismen. Stefan Keim berichtet.
GÜNTHER HENNECKE, THEATER:PUR, SEPTEMBER 2018
In Mülheim an der Ruhr gibt es einen, dessen genialer Zugriff jetzt einen Othello auf die Bühne zauberte, der das Theater einmal mehr ungemein bereichert. Mit seinem Dramaturgen Helmut Schäfer hat Roberto Ciulli, dieser mittlerweile 84-jährige geniale Bild-Erfinder, Shakespeares Mohren so ins Heute versetzt, dass es unter die Haut geht. [...]
Ein Abend und eine Inszenierung, die keine Sekunde lang loslassen; auch weil Ciulli ein grandios agierendes Schauspieler-Sextett aufbieten kann. Was bleibt, ist eine Inszenierung, die Ciulli einmal mehr als einen der ernsthaftesten Theater-Zauberer hierzulande ausweist. Ausgestattet freilich mit einer Ernsthaftigkeit, die mit leichter Hand daherkommt. Denn hinter dem Theater-Schein ist stets auch Ciullis Hoffnung erkennbar: dass es nicht so schlimm kommen möge.
JENS DIRKSEN, WESTDEUTSCHE ALLGEMEINE ZEITZUNG , 22. SEPTEMBER 2018
Im Mittelpunkt bleibt aber die geschickt in Gang gesetzte Intrige des Karrieristen mit einem Faible für Menschenmanipulation. Ciulli hat das Stück eher skelettiert als filetiert. So wird die monströs böse Kanaille Jago, den Steffen Reuber in großartig-übler Aasigkeit gibt (wie er Trauer um den toten Cassio heuchelt, ist widerwärtiger kaum zu spielen) zum eigentlichen Helden. Reuber geht an die Grenzen der Rolle, ohne in Parodie zu verfallen.
MARTIN KRUMBHOLZ, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 28.09.2018
[…] Wenn Othello träumt, gebären diese Träume Ungeheuer. Traum und Realität, das war immer Ciullis Credo, haben auf der Bühne ähnliche Qualitäten. Dieses Theater lebt von beeindruckenden Bildern, aber auch von Unschärfe und Vieldeutigkeit. […]
Jago, gespielt von Steffen Reuber, ist nicht der charismatische Entertainer, mit dem man sich widerstrebend sogar identifizieren kann, sondern eine Mafia-Figur wie von Coppola oder Scorsese erfunden: Ein mediokrer Strippenzieher aus dem Hinterzimmer, der von blanken Ressentiments getrieben ist. Ein lupenreiner Rassist. […]